Die Städteexpresszüge der DR

- Das InterCity-System der Deutschen Reichsbahn -

Von Oktober bis Dezember 1976 wurden durch die DR schrittweise die Städteexpresszüge eingeführt, die vor Allem dem Fernberufsverkehr zwischen den Bezirksstädten der DDR und Berlin dienen sollten, konnten aber auch für private Reisen genutzt werden. Die Städteexpresszüge führten nur Platzkartenwagen, waren aber nicht reservierungspflichtig und es war ein Expresszugzuschlag von M 05.00 erforderlich. Bei den Wagen für die Städteexpresszüge handelte es sich um insgesamt 43 24,5 Meter-Wagen aus einer geplanten Exportlieferung des VEB Waggonbau Bautzen für die CSD, die durch den Auftraggeber in der CSSR aber nicht abgenommen wurden. Die Wagen hatten eine in orange-beige gehaltene Farbgebung mit hellgrauem Dach. Dadurch erhielt die DR erstmalig seit den sechziger Jahren wieder Neubaureisezugwagen aus der Schienenfahrzeugindustrie der DDR. Mit dem Einsatz der Städteexpresszüge führte die DR auch in der zweiten Klasse das Sechsplatzabteil ein. Zu den aus sechs bis acht Wagen zweiter Klasse und vier oder fünf Wagen erster Klasse gebildeten Städteexpresszügen gehörte ein farblich angepasster 18,4-Meter Speisewagen aus der Produktion des Raw Halberstadt. Als erster Städteexpresszug verkehrte der Ex 150 "RENNSTEIG" von Meiningen am 25. Oktober 1976 in Richtung Berlin. Dieser Zug wurde als erster der Städteexpresszüge am 02. Oktober 1976 auf dem Berliner Ostbahnhof der Öffentlichkeit präsentiert. Das erste Konzept sah eine einmalige tägliche Verbindung an Werktagen außer Samstag zwischen den Bezirksstädten der DDR und Berlin, sowie der Gegenrichtung vor, wobei im Einzelnen folgende Städteexpresszüge verkehrten:

Ex 100/107 "ELSTERTAL" Gera - Leipzig - Berlin ab 01.11.1976,

Ex 121/126 "STOLTERA" Rostock - Berlin ab 15.11.1976,

Ex 131/136 "PETERMÄNNCHEN" Schwerin - Berlin ab 08.12.1976 - immer ohne Zwischenhalte,

die erste Fahrt des Zuges Ex 131 soll am 06.12.1976 stattgefunden haben,

Ex 141/146 "BÖRDE" Magdeburg - Berlin ab 29.11.1976 - in den ersten Betriebsjahren

hatte der Zug keinen Verkehrshalt in Potsdam, dieser Halt wurde erst später eingeführt.

Ex 150/157 "RENNSTEIG" Meiningen - Suhl - Erfurt - Halle - Berlin ab 25.10.1976

- ab Mai 1984 hielt das Zugpaar dann auch noch zum Lokwechsel in Arnstadt und ab diesem Zeitpunkt wurde das Zugpaar auch hier geteilt,

Ex 172/175 "SACHSENRING" Zwickau/Sachsen - Karl-Marx-Stadt - Berlin ab 22.11.1976,

Ex 170/177 "ELBFLORENZ" Dresden - Berlin ab 15.11.1976.

Das die Städteexpresszüge nicht gleichzeitig den Betrieb aufnehmen konnten, lag daran, dass im Herbst 1976 noch nicht genügend Wagen zur Verfügung standen und die Wagen erst nach und nach bis Ende November 1976 in Dienst gestellt werden konnten, oder wie es im Kursbuch der DR des Winterfahrplanes 1976/77 vermerkt war: "Zug verkehrt erst nach besonderer Bekanntgabe". Dabei war das Zugpaar Ex 131/136 "PETERMÄNNCHEN" von Schwerin nach Berlin und der Gegenrichtung - immer ohne Unterwegshalte - jahrelang mit Durchschnittsgeschwindigkeiten von 95,83 km/h, bzw. 98,55 km/h das schnellste Zugpaar der DR. Das Zugpaar Ex 170/177 "ELBFLORENZ" von Dresden nach Berlin verkehrte in den zwei Jahren 1976 und 1977, das Zugpaar Ex 141/146 "BÖRDE" von Magdeburg nach Berlin in den Jahren 1976 bis 1978 nach und von Berlin-Ostbahnhof, sowie der Zug Ex 100 "ELSTERTAL" von Gera nach Berlin im Winterfahrplan der Jahre 1976/77 nach Berlin-Baumschulenweg, während die anderen Städteexpresszüge immer nach und von Berlin-Lichtenberg verkehrten.

Die Städteexpresszüge ergänzten das System der Städteschnellverkehrszüge bei der DR. Die Fahrzeiten der Städteexpresszüge lagen in Tagesrandlagen, die Ankunft in Berlin lag zwischen 08.00 und 10.00 Uhr und Abfahrt in Berlin zwischen 15.00 und 17.00 Uhr so das ein mindestens sechsstündiger Aufenthalt in Berlin möglich war. Entsprechend der Zeit wurden die Städteexpresszüge wie schon die Züge des Städteschnellverkehrs als "FDJ-Jugendobjekt" deklariert. Im Volksmund wurden die Städteexpresszüge auf Grund ihrer nicht alltäglichen Farbgebung auch "Bananenzüge" oder "Apfelsinenzüge" genannt.

In den späteren Jahren wurde dieses Zugsystem weiter ausgebaut und den veränderten Gegebenheiten angepasst. Nach dem ersten Konzept sollten die Städteexpresszüge mit zwei Diesellok der BR 118 oder einer Diesellok der BR 132 gefahren werden. Durch die Elektrifizierung der Hauptstrecken in den achtziger Jahren wurden die Städteexpresszüge dann mit Ellok der Baureihen 211 und später 250 oder 243 gefahren. Desweiteren sollten diese Züge Neubauspeisewagen des Waggonbau Bautzen erhalten.

Die Städteexpresszüge verkehrten nur werktags von Montag bis Freitag. Der Vollständigkeit halber muss aber an dieser Stelle angemerkt werden, das in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre in der Fahrplanlage der an Sonntagen fahrplanmässig nicht verkehrenden Städteexpresszüge Ex 166 "LIPSIA" von Leipzig nach Berlin, Ex 176 "BERLIN-EXPRESS" von Dresden nach Berlin und Ex 177 "ELBFLORENZ" von Berlin nach Dresden D-Züge als Entlastungszüge eingeführt wurden. Auch waren die drei Bezirksstädte Neubrandenburg, Frankfurt/Oder und Cottbus auf Grund der Entfernung von unter 150 km von Berlin nie an das Netz der Städteexpresszüge angeschlossen. Laut einer Direktive zum XI. Parteitag der SED für den Fünfjahrplan 1986 bis 1990 sollten auch zwischen den Bezirksstädten der DDR Städteexpresszüge eingeführt werden und damit wäre dieses Zugsystem dann wirklich zum IC-System der DR geworden. Auf Grund von immer mehr zunehmenden Mängeln am Streckenoberbau - Stichwort Alkalischwellen -, sowie der Streckenkapazität kam es aber nicht mehr dazu. Laut dem Protokoll der 20. Dienstbesprechung des Ministers für Verkehrswesen vom 29. Mai 1989 in Berlin gab es einen weitereren Grund: "wegen nicht ausreichenden Wagenpark konnten nicht alle Vorstellungen zur Entwicklung des schnellfahrenden Netzes der DR (z.B. Einführung von Ex-Zügen zwischen den Bezirksstädten) realisiert werden."

Später wurden in der Gegenrichtung folgende Züge ab Berlin eingeführt:

Ex 161/166 "LIPSIA" Berlin - Leipzig ab 28.Mai 1978 - Zugname erst ab 27. Mai 1979,

Ex 171/176 "BERLIN-EXPRESS" ab 02. Juni 1985,

Ex 151/156 "BERLINER BÄR" Berlin - Halle - Erfurt ab 01. Juni 1986 und

Ex 120/123 > ohne Namen < Berlin - Rostock.

Das zuletzt genannte Zugpaar verkehrte nur im Winterhalbjahr 1985/86 zwischen Januar und Mai 1986 und diente der Erprobung der neuen Bautzener Großraumwagen - den sogenannten Komfortwagen, den Städteexpresswagen der zweiten Generation - und verkehrte abweichend an den Tagen von Dienstag bis Samstag. Der erste Baumusterwagen dieser Komfortwagen, ein Großraumwagen erster Klasse der Gattung Amhe wurde erstmalig auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1985 ausgestellt. Abweichend von den bisherigen Städteexpresswagen hatten die Komfortwagen eine lichtgraue Farbgebung mit dunkelrotem Fensterband. Da der Ex 123 schon mittags ab Rostock nach Berlin fuhr, wurde mit diesem Zug der Anschluss an die anderen in die südlichen Bezirksstädte der DDR verkehrenden Städteexpresszüge erreicht. In diesem Zugpaar kam auch eine zeitlang ein 26,4-Meter Neubauspeisewagen aus dem VEB Waggonbau Bautzen zum Einsatz. Während der Erprobung der Komfortwagen fuhr auch immer ein Wagenmeister in den Zügen mit. Anbei auch die Zusammenstellung des Zugpaares Ex 120/123 in der Zeit von Januar bis Mai 1986 (die Nummern der zehn Komfortwagen und der farblich angepassten bzw. mit dem Komfortwagenzug eingesetzten Wagen):

Bme   51 50 21-53 210-3,    Bmhe  61 50 20-90 003-6,    Bmhe  61 50 20-90 002-8,

WRme  51 50 88-80 206-8,    Amhe  61 50 10-90 002-0,    Bmhe  61 50 20-90 001-0,

Bmhe  61 50 20-90 005-1,    Bmhe  61 50 20-90 004-4,    Bme   51 50 21-50 089-4,

weitere dem Komfortwagenzug farblich angepasste Wagen:

Ame   51 50 10-40 291-2,    Ame   51 50 10-40 292-0,    Ame   51 50 10-40 311-8,

Ame   51 50 10-80 010-7,    Ame   51 50 10-80 011-5,    Ame   51 50 10-80 012-3,

Bme   51 50 21-50 090-2 und Bme   51 50 21-50 091-0 - weitere Komfortwagen:

Bmhe  61 50 20-90 000-2,    Bmhe  61 50 20-90 006-9,    Amhe  61 50 10-90 000-4 und Amhe  61 50 10-90 001-2.

Zeitweise kam in diesem Zug aber auch ein normaler 18,4-Meter-Speisewagen der Städteexpresszüge, Gattung "WRge" aus dem Raw Halberstadt zum Einsatz, ebenso wie einige Städteexpresswagen der Gattung Bme des Raw Halberstadt den Komfortwagen farblich angeglichen wurden. Letztmalig wurde der Komfortwagenzug der DR im Jahresfahrplan 1989/90 als Zugpaar Ex 171/176 "BERLIN-EXPRESS" von Berlin nach Dresden und zurück eingesetzt. Ansonsten verkehrten die genannten Züge ab Berlin auch in Tagesrandlagen von Montag bis Freitag. An Montagen kam der Komfortwagenzug auf Grund der planmässig durchzuführenden Wartungsarbeiten nicht zum Einsatz und es verkehrte ein aus Halberstädter Wagen gebildeter Ersatzzug.

In der Wendezeit der Jahre 1990 und 1991 kam kurzzeitig das Zugpaar Ex 163/162 "THOMANER" von Berlin nach Leipzig und zurück dazu, wobei dieses Zugpaar aber abweichend in den Vormittagsstunden verkehrte.

Während der Elektrifizierung der Hauptstrecken bei der DR wurde der Laufweg des Ex 172/175 "SACHSENRING" im Verlauf des Winterfahrplanes 1981/82 ab dem 06. Januar 1982 auf den Laufweg von Zwickau/Sachsen über Karl-Marx-Stadt und Dresden-Neustadt nach Berlin geändert. Ab dem Jahresfahrplan 1984/85 fuhr der Ex 172/175 mit dem neuen Namen "FICHTELBERG" auf dem Laufweg von Karl-Marx-Stadt über Dresden-Neustadt nach Berlin. Ab dem Jahresfahrplan 1989/90 fuhr der Zug dann in seinen letzten zwei Betriebsjahren wieder auf dem direkten Weg über Riesa nach Karl-Marx-Stadt und hatte einen Umspannhalt für den Lokwechsel in Riesa. Als Ersatz für die Verbindung nach Zwickau wurde ab dem Jahresfahrplan 1984/85 der Ex 160/167 mit dem alten Namen "SACHSENRING" auf dem Laufweg von Zwickau/Sachsen über Leipzig nach Berlin eingeführt. In der Zeit der Elektrifizierung hielten die Städteexpresszüge in der ersten Hälfte der achtziger Jahre für den planmässigen Lokwechsel auch fahrplanmässig in Orten wie Golssen/NL, Rangsdorf oder Zossen (die Zugpaare Ex 170/177 und Ex 172/175) und Jüterbog, Luckenwalde oder Ludwigsfelde (die Zugpaare Ex 150/157 und Ex 161/166).

Mit dem Beginn des Jahresfahrplanes 1986/87, ab 31. Mai 1986, wurde bei der DR und damit auch bei den Städteexpresszügen die Blockzugbildung, das heißt einem Zugteil der ersten Klasse - dann der Speisewagen - und dem Zugteil zweiter Klasse, mit Ausnahme des Zugpaares Ex 150/157 "RENNSTEIG", eingeführt. Dieses Zugpaar wurde in Arnstadt geteilt, das heißt die in Fahrtrichtung von Berlin nach Meiningen hinter dem Speisewagen laufenden Wagen blieben in Arnstadt und wurden bei der Fahrt nach Berlin am nächsten Morgen wieder zugestellt. Dabei wurde der Ex 157 an Tagen wie Freitag in der Spitze mit bis zu 17 Wagen beobachtet. Die Zugbildung des Ex 157 ab Arnstadt (analog für Ex 150):

Mo - 6 Wagen 2 Klasse, 2 Wagen 1 Klasse, Speisewagen, 2 Wagen 1 Klasse und 1 Wagen 2 Klasse,

Di - 4 Wagen 2 Klasse, 2 Wagen 1 Klasse und Speisewagen,

Mi - 4 Wagen 2 Klasse, 2 Wagen 1 Klasse und Speisewagen,

Do - 6 Wagen 2 Klasse, 2 Wagen 1 Klasse, Speisewagen, 2 Wagen 1 Klasse und 4 Wagen 2 Klasse (der Zug wurde dann von einer oder zwei Lok der BR 118 des Bw Arnstadt und einer Lok der 132 des Bw Meiningen gefahren),

Fr - 6 Wagen 2 Klasse, 2 Wagen 1 Klasse, Speisewagen, 2 Wagen 1 Klasse und 1 Wagen 2 Klasse. Die restlichen drei oder vier Wagen blieben in Arnstadt. Die Teilung des Zuges in Arnstadt erfolgte aber erst nach der Aufnahme des elektrischen Zugbetriebes von Erfurt nach Arnstadt im Mai 1984. Vorher wurde der Zug in Erfurt geteilt.

(Dank an Volker Thalhäuser für die detaillierten Angaben).

Da die bisher von den Zügen des Städteschnellverkehrs benutzten Zugnummern 100 bis 199 von den Städteexpresszügen genutzt wurden, erhielten die Städteschnellverkehrszüge die Zugnummern von 1000 bis 1099 zugeteilt.

Mit dem Beginn des Jahresfahrplanes 1986/87 kamen die Wagen der Städteexpresszüge dann auch planmässig im internationalen Verkehr zum Einsatz, als bei einigen osteuropäischen Bahnverwaltungen die InterExpress-Züge (IEx) eingeführt wurden. Dabei wurden die Wagen in den Zügen IEx  78/79 "PROGRESS" - der Komfortwagenzug aus Bautzen - von Berlin nach Prag und IEx  72/73 "METROPOL" von Berlin nach Budapest - "normale" Städteexpresszugwagen - eingesetzt. Im Gegensatz zu den westeuropäischen EC-Zügen konnten diese Züge aber mit einem normalen Schnellzugzuschlag benutzt werden.

In den ersten Betriebsjahren wurden in den Städteexpresszügen 24,5-Meter-Wagen erster und zweiter Klasse der Osshd-Bauart, Typ "Y-B/70" der Gattungen Ame und Bme aus der Produktion des VEB Waggonbau Bautzen eingesetzt, ein Teil dieser Wagen wurde von Wagen der ersten Klasse in Wagen der zweiten Klasse umgerüstet. Ab der Mitte der achtziger Jahre kamen dann auch 26,4-Meter Neubauwagen vom Typ "Z" der Gattungen Ame, Bme und Bmz aus der Produktion des Raw Halberstadt zum Einsatz. Nach der Anlieferung der Wagen wurden die Wagen der ersten Generation wieder in Wagen der ersten Klasse umgerüstet. Für den Komfortwagenzug, der aus den Großraumwagen des Typ "Z" der Gattungen Amhe und Bmhe des VEB Waggonbau Bautzen gebildet wurde, wurden zwei oder drei 26,4-Meter Wagen des Typ "Z" der Gattung Bmz aus dem Raw Halberstadt den Komfortwagen farblich angepasst. Ein Novum dürfte ein Baumusterwagen aus der Produktion des Raw Halberstadt gewesen sein: bei diesem Wagen handelte es sich um einen Mitteleinstiegwagen mit Schwenkschiebetüren des Typ "X" der Gattung Bmhee - mit der Wagennummer 51 80 21-12 002-8, der ab 1985 im Zugpaar Ex 161/166 "LIPSIA" zwischen Berlin und Leipzig eingesetzt wurde. Es wurden desweiteren auch einige weitere Wagen des Typ "X" der Gattung Bmhe mit normalen Drehfalttüren aus dem Raw Halberstadt in die Farben der Städteexpresszüge umlackiert. Diese Wagen wurden als Verstärkungswagen in den Städteexpresszügen eingesetzt. Bei den in den Städteexpresszügen eingesetzten Speisewagen handelte es sich um farblich angepasste 18,4-Meter-Wagen der Gattung "WRge" mit 24 Sitzplätzen aus dem Raw Halberstadt des Baujahres 1974 und bei dem aus den Komfortwagen gebildeten Zugpaar Ex 120/123 um einen 26,4-Meter-Wagen der Gattung "WRme" mit 42 Sitzplätzen aus dem des VEB Waggonbau Bautzen des Baujahres 1984. Ersatzweise kam an einigen Tagen aber auch beim Komfortwagenzug ein 18,4-Meter Speisewagen der Gattung "WRge" aus dem Raw Halberstadt zum Einsatz. Beheimatet waren alle Städteexpresswagen im Bww Berlin-Lichtenberg und die Wagen des Komfortwagenzuges im Bww Berlin-Rummelsburg. Bei den Städteexpresszügen wurde auch erstmalig bei der DR die automatische Türschließeinrichtung im alltäglichen Betrieb angewendet. Dabei war auch die Ansage für die Abfertigung der Züge beachtenswert - "zum Ex ___ bitte einsteigen, halten Sie bitte Abstand von den Wagentüren, die Türen werden automatisch geschlossen".

An ihren normalerweise "dienstfreien" Tagen an den Wochenenden wurden die Städteexpresszüge für Sonderfahrten verschiedener Veranstalter, so zum Beispiel des Reisebüro der DDR eingesetzt. Dabei kamen die Städteexpresszüge als Sonderzüge auch in Orte der DDR, die sonst nicht von den Zügen angefahren wurden, wie zum Beispiel Wernigerode, Thale oder Zittau. Ein Städteexpresszug wurde am 17. September 1977 für die Sonderfahrt des DMV der DDR anläßlich des Jubiläums 25 Jahre Verkehrsmuseum Dresden von Berlin nach Radebeul-Ost und zurück mit den beiden Dampflokomotiven 01 1512 und 01 2204 eingesetzt. Eine weitere Sonderfahrt des DMV mit einem Städteexpresszug fand am 13. Oktober 1984 mit der Altbau-Ellok 218 019 von Berlin-Lichtenberg nach Freital-Hainsberg und zurück anläßlich der Aufnahme des elektrischen Zugbetriebes zum Bahnhof Berlin-Lichtenberg am 30. September 1984 statt. Desweiteren kamen die Wagen der Städteexpresszüge während der Leipziger Messen in den Messesonderzügen nach und von Leipzig und in einigen ausgewählten internationalen Schnellzügen in Richtung CSSR und Ungarn, sowie Skandinavien zum Einsatz.

  auf Abwegen ...  

 

Wegen Ausfalles des Plantriebwagens Reihe 137 der DR verkehrte im August 1978 der Triebwagenschnellzug TS 70/71 "VINDOBONA" einige Tage lang mit einer Garnitur moderner DR-Schnellzugwagen in den Farben creme/orange. Triebfahrzeuge zwischen Wien und Gmünd waren Maschinen der Reihe 2143.

aus "Schienenverkehr aktuell 10/1978"

 

Im Jahre 1985, als in der Bundesrepublik das 150-jährige Bestehen der deutschen Eisenbahnen begangen wurde, fand eine Städte-Express-Garnitur den Weg zum Klassenfeind. Deren Sonderzugeinsatz ist heute doppelt historisch: Zuglok des fast stilreinen Zuges (mit Ausnahme des Speisewagens) war die im Oktober 2005 in Nürnberg verbrannte V 200 002 !

(c) Henning Bösherz - Modelleisenbahner

 

Die Berliner Eisenbahnfreunde veranstalteten am 02. Juni 1985 eine Sonderfahrt von Berlin nach Nürnberg, bei der die DB-Lok 01 1066 vor dem Städteexpressonderzug zum Einsatz kam.

 

Einiges zur Thematik "Städteexpresswagen in internationalen Reisezügen":

Die DR unterschied ab dem Jahresfahrplan 1988 / 89 in ihren internationalen und auch nationalen Zugbildungsplänen die 26,4m langen Halberstädter 2.-Klasse-Abteilwagen in "normale" Bm-Wagen und die aus der Zugsammelschiene versorgten Bmz-Wagen. Für die Am-Wagen gab es jedoch nicht diese spezielle Unterscheidung. Es gab nur sehr wenige Züge, die planmäßig mit dem Einsatz von Bmz-Wagen vorgesehen waren. Dazu zählten die Städte-Express Ex 100 / 107 "ELSTERTAL", Ex 121 / 126 "STOLTERA", Ex 170 / 177 "ELBFLORENZ", Ex 171 / 176 "BERLIN-EXPRESS" und Ex 172 / 175 "FICHTELBERG". Alle anderen Städteexpresszüge und auch einige Binnenschnellzüge sind (zumindest 1988) mit normalen Bm-Wagen (die kürzeren 24,5m langen Reisezugwagen hatten zur besseren Unterscheidung ab 1988 nur noch die Gattungsbezeichnung "B") unterwegs gewesen. Eine Besonderheit war die planmäßige Gestellung von Bmz-Wagen in dem internationalen Schnellzug D  320 / 321 "NEPTUN". Da fast alle Bmz-Wagen in den Städteexpresszügen eingesetzt wurden, können wir fest davon ausgehen, daß alle Bmz-Wagen in der Städteexpress-Lackierung geliefert wurden. Deshalb hatten auch die Wagen des Neptun, die auf der Relation von Berlin nach Rostock liefen, diese Lackierung.

Es war also kein Zufall, sondern ein planmäßiger Einsatz dieser Wagen im "NEPTUN".

(c) Rico Bogula

Zum Fahrplanwechsel am 31. Mai 1991 verkehrten die Städteexpresszüge zum letzten Mal und wurden eingestellt, oder teilweise durch die heutigen EC/IC und ICE ersetzt (auf einigen Relationen der Städteexpresszüge gibt es heute nicht einmal mehr hochwertigen Fernverkehr). Die Wagen der Städteexpresszüge wurden im normalen Verkehr bis 2001 eingesetzt, aber auch teilweise umlackiert oder ausgemustert. Einen der letzten Städteexpresswagen konnte ich am 01. September 2001 im Bahnhof Naumburg/Saale sichten. Von den zehn Wagen des Komfortwagenzuges wurden acht Wagen zu Bistrowagen für die CityNigthLine-Züge umgebaut und sind bis in die Gegenwart im Einsatz. Zwei der Wagen waren als Ausstellungswagen für ein Museum in Utrecht vorgesehen, brannten aber während der Überführungsfahrt am 19. Februar 2000 im Bahnhof Tiel (NL) aus.

 

die Bilder dieser Seite: (von oben nach unten, zum Vergrößern bitte anklicken)

- Die damals planmässige Doppelausfahrt der Städteexpresszüge Ex 175 "SACHSENRING" bespannt mit der 132 097 und Ex 136 "PETERMÄNNCHEN" bespannt mit der 132 317 am Nachmittag

  des 04. Juli 1978 aus dem Bahnhof Berlin-Lichtenberg.

- Ex 136 "PETERMÄNNCHEN" bespannt mit der 132 538 am 10. September 1979 kurz vor dem Karower Kreuz auf   dem Berliner Außenring.

- Ex 175 "FICHTELBERG" bespannt mit der 250 005 am 03. Oktober 1984 in Berlin Treptower Park.

- Ex 171 "BERLIN-EXPRESS" mit der 211 075 vor seiner ersten Fahrt am 03. Juni 1985 in Berlin-Lichtenberg.

- Zuglaufschild des Ex 120 / 123 von Berlin nach Rostock und zurück,

- Mit dem Leerpark des Ex 123 fährt die 211 085 am 08. Februar 1986 in den Bahnhof Berlin Frankfurter Allee ein.

- 211 070 mit dem Ex 120, gebildet aus dem Komfortwagenzug des VEB Waggonbau Bautzen am 02. Mai 1986 im Biesdorfer Kreuz in Berlin nahe dem S-Bahnhof Berlin-Springpfuhl.

- Zeitgenössische Werbung für die Städteexpresszüge aus dem Kursbuch der DR von 1986.

- 01 2204 und 01 1512 am 17. September 1977 mit einem Städteexpressonderzug in Radebeul-Ost. (c) Sammlung Gerd Böhmer

- 2143.75 der ÖBB vor dem TS 70 "VINDOBONA" am 13. August 1978 in Wien-Mitte (c) Lassbacher

- Mit dem ersten Ex 151 "BERLINER BÄR" nach Erfurt-Hbf steht die 211 079 am 02. Juni 1986 in Berlin-Lichtenberg zur Abfahrt bereit.

- das Zuglaufschild des Ex157 "RENNSTEIG" aus dem Jahr 1976.

- die Titelseite des Kursbuches aus dem Jahr 1989 mit dem Ex 157 "RENNSTEIG".

- Komfortwagen der Gattung Amhe auf einer Fahrzeugschau anläßlich 750 Jahre Berlin im Juni 1987.

- die Inneneinrichtung des Wagens der Gattung Amhe.

- WRm 61 85 08-94 603-4 von CNL - einer der ehemaligen DR-Komfortwagen am 03. April 2006 im Talgo-Werk an der Warschauer Brücke in Berlin.

Weitere Bilder der Städteexpress-Züge sind in den Galerien der Seite "Bilder aus der Vergangenheit" zu sehen.

 

 

Zum Schluss sei erwähnt, das es für mich in den 1980-er Jahren immer ein Erlebnis war, vormittags oder nachmittags die "Parade" der ankommenden oder abfahrenden Städteexpresszüge in Berlin-Lichtenberg oder Flughafen Schönefeld abzunehmen, da diese Züge, wie schon erwähnt innerhalb von zwei Stunden ankamen oder abfuhren. Als dann ab Oktober 1984 die Serienlieferung der Ellok der BR 243 begann, wurden die Städteexpresszüge für die Überführungen der neu angelieferten Lok zu ihren Heimatdienststellen benutzt. Auch wurden die neu angelieferten Lok der BR 243 in ihrer ersten Betriebszeit vorrangig vor den Städtexpresszügen eingesetzt. In der zweiten Hälfte der 1980-er Jahre verzierte desweiteren die Lok 250 128 mit dem Städteexpress Ex 157 "RENNSTEIG" auf der nördlichen Rampe der alten Elbebrücke bei Lutherstadt Wittenberg aufgenommen die Titelseite der DR-Kursbücher.

 

letzte Änderung: 06.02.2024 

   Weiteres zu den Städteexpresszügen der DR ist im Buch "DER STÄDTE-EXPRESS" von Erich Preuss, erschienen im TRANSPRESS-Verlag nachzulesen.

zurück zur Statistikseite

Die InterExpress-Züge der DR

Die internationalen Reisezüge der DR 1977 bis 1994

die Militärzüge der Siegermächte in Deutschland