Erlebnisse und Begebenheiten am Rande

- Teil 03 - 1989 bis 1993 -

Auf dieser Seite ist der dritte Teil der Erlebnisse und Begebenheiten am Rande enthalten. Auch sind hier wieder einige Tagebuchauszüge zu finden. Im Jahr 1989 war die Welt im Umbruch und das Weltbild veränderte sich. Und damit beginnt diese Seite.

12.03.1989  ein neues Fährschiff der DDR

An diesem Tag wurde in Sassnitz ein neues Fährschiff der DDR, das FS „SASSNITZ“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Es war das zweite Fährschiff, das diesen Namen trug. Am 11.03.1989 traf das Fährschiff in Sassnitz ein. Bei der Vorstellung hatten DDR-Bürger seit Jahren wieder einmal die Möglichkeit ein Fährschiff zu besichtigen. 9000 Besucher aus der gesamten DDR wurden gezählt, obwohl dieses Ereignis nicht offiziell angekündigt worden war. Eine Woche später, am 19.03.1989 wurde der offizielle Flaggenwechsel vollzogen. Das Fährschiff wurde von der DANYARD-Werft in Frederikshavn/Dänemark gebaut und hatte auf dem fünfgleisigen Eisenbahndeck Platz für 58 Güterwagen oder 23 Reisezugwagen. Auf dem darüber liegenden Fahrzeugdeck konnten 24 Lastzüge oder 120 Pkw aufgestellt werden. Desweiteren war die Lok 03 1010 für eine Woche vor Sonderzügen zwischen Malmö und Trelleborg auf Initiative schwedischer Eisenbahnfreunde im Einsatz.

Im Verlauf des Jahres 1989 änderte sich die politische Lage der Welt. Durch immer mehr zunehmenden Widerstand gegen die politische Lage in der DDR im Vorfeld des 40ten Jahrestages und anderen Ostblockstaaten begann sich die Situation zu verändern. Immer mehr Menschen verließen auf legalen und nicht legalen Wegen die DDR, es erfolgten im Sommer die ersten Besetzungen westlicher Botschaften im Ausland. Damit wollten die Menschen ihre Ausreise in die Bundesrepublik erzwingen. Ganz spektakulär wurde dies durch den Bundesaußenminister Herrn Hans Dittrich Genscher in der Botschaft der BRD in Prag in Szene gesetzt "Ich kann Ihnen mitteilen, Ihre Ausreise ist bewilligt worden". Im August 1989 öffnete Ungarn die Grenze zu Österreich für die DDR-Flüchtlinge und damit war die erste Bresche in den Eisernen Vorhang geschlagen. Bei den DDR-Oberen blieb aber Alles beim Alten, Glasnost und Perestroika kamen nicht an. So formulierte es auch der neue KP-Chef Michael Gorbatschow bei seinem Besuch anlässlich des 40ten Jahrestages der DDR - "Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben". Und es kam wie es kommen musste, die DDR-Oberen wurden gestraft. Aber es gab auch Menschen in der DDR, die für Veränderungen in eigenen Land auf die Strasse gingen. Ab Herbst 1989 kam es zu den Montagsdemonstrationen, die vor Allem in Leipzig sehr populär waren. Auf dem Berliner Alexanderplatz fand am 03. November 1989 die größte Berliner Protestaktion statt.

Am Abend des 09. November 1989 wurde durch den 1. Sekretär der Berliner Bezirksleitung der SED, Herrn Günther Schabowski bekanntgegeben, das die DDR-Bürger ab sofort ohne Angabe von Gründen in das westliche Ausland reisen können. In den späten Abendstunden des Tages wurde dann die Grenze nach West-Berlin geöffnet, nachdem es erst Unstimmigkeiten bei den Verantwortlichen der DDR-Grenzorgane gegeben hatte.

Wenige Tage später wurden die Ereignisse des 09. November 1989 von Herrn Karl-Eduard von Schnitzler in seiner letzten Sendung der Sendereihe "Der schwarze Kanal" des DDR-Fernsehens mit den Worten kommentiert "Nun hat der Klassenfeind doch gesiegt ..."

... ein Jahr später war die DDR Geschichte

30.08.1989  Fahrt nach Budapest bis zum 04.09.1989

30.08.1989  ---

Auf Grund der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lage in der damaligen DDR verließen seit dem Sommer des Jahres 1989 viele Menschen das Land in Richtung BRD. Die Führung des Landes hatte es nicht verstanden, den Menschen ein halbwegs vernünftiges Leben zu gewährleisten und es kam noch dazu, das die Menschen auch einmal in andere als den üblichen Ländern reisen wollten. So war ich damals auch auf Grund der Zeitumstände eigentlich erstaunt darüber, das ich mein Visum für Ungarn problemlos erhalten hatte, obwohl es zu dieser Zeit nicht gern gesehen wurde, das die Menschen nach Ungarn reisten. Während der Reisevorbereitungen wurde mir dann auch die Frage gestellt, ob ich nun unbedingt den D 377 „MERIDIAN“ benutzen muss. Ein im Schlafwagen mitreisender junger Mann wurde dann auch in Bad Schandau aus dem Zug gebeten, da er allein, ohne seine Familie in den Urlaub fahren wollte. Er hatte sich in Budapest mit einigen Freunden verabredet. Wenige Tage zuvor hatte Ungarn die Grenze zu Österreich geöffnet und damit die erste Bresche in den sogenannten „Eisernen Vorhang“ geschlagen.

03.09.1989  ---

Auf Grund der politischen Lage und der Ausreisewelle musste ich mir bei der Ausreise aus Ungarn in Szob von den ungarischen Grenzern die Frage gefallen lassen, ob ich der Meinung bin im richtigen Zug zu sitzen. Meine Antwort auf diese Frage war, das Sie es schon mir überlassen müssen, wo ich hinfahre. Ich hatte seinerzeit schon immer die Meinung vertreten, das Probleme dort gelöst werden müssen, wo Diese auftreten und das eine Ausreise nicht die Lösung ist und das Dies aber jeder Mensch für sich allein entscheiden muss. Die Entwicklung innerhalb des darauffolgenden Jahres sollte mir Recht geben. Bei der Ankunft in Bad Schandau wurde von den DDR-Grenzern dann auch bei der Begrüssung gesagt, aha, ein Heimkehrer.

An dieser Stelle nun der Tagebuchauszug des Tages der Grenzöffnung:

 

09.11.1989  die innerdeutsche Grenze fällt ...

2303         + 5447         Sonderfahrt nach Strausberg;

243 942 Sn   E  680,      243 936 Ro   Ex  121,     230 001      IEx  72/+20,

243 942      E  683,      230 001      D  371       Lichtenberg;

Am Abend des Tages wurde durch den ersten Sekretär der Berliner Bezirksleitung der SED, Herrn Günter Schabowski, bekannt gegeben, das die Bürger der DDR ab sofort ohne Angabe von Gründen in das westliche Ausland reisen können. In den späten Abendstunden des Tages wurden dann die Grenzen nach West-Berlin und die BRD geöffnet, nachdem es erst einige Unstimmigkeiten bei den Verantwortlichen der DDR-Grenzorgane gegeben hatte – am 10.11.1989 um 00.27 Uhr habe ich dann erstmalig die Grenze nach West-Berlin am Grenzübergang Sonnenallee passiert.

In einer Bierkneipe an der Sonnenallee hatten die Gäste von dem Ereignis noch keine Kenntnis genommen und sich gewundert, das es auf einmal auf der Sonnenallee so lebhaft geworden war. Die Gäste dieser Bierkneipe wollten nicht glauben was da kurz zuvor geschehen war – und nachdem sie die Personaldokumente der DDR gesehen hatten und auch die Meldung in den Radionachrichten vernommen hatten gab es nur noch Saalrunden ...

Durch die Grenzöffnung erschienen viele DDR-Bürger dann am 10.11.1989 nicht zur Arbeit, aber das war gemessen an dem Ereignis der Nacht zuvor verständlich. In einigen Bereichen, speziell im Verkehrswesen gab es an den folgenden Tagen bedingt durch die erste Reisewelle einige Engpässe.

 

So erhielt dieser in der deutschen Geschichte unrühmliche Tag (Reichskristallnacht) eine vollkommen neue Bedeutung ...

Im Herbst 1989 kam es dann auf Grund des nach der Grenzöffnung stark angestiegenen Reiseverkehrs zwischen den beiden deutschen Staaten zu einigen Problemen. So wurden einige S-Bahn-Züge der DR an die BVG ausgeliehen. Ebenso mussten sich die beiden deutschen Bahnverwaltungen Reisezugwagen bei den benachbarten Bahnverwaltungen ausleihen. So kam es, das für die Entlastungszüge Wagen aus der Schweiz und aus Österreich zum Einsatz kamen.

Mai 1991 - Vor der Aufnahme des Hochgeschwindigkeitsverkehres mit den ICE-Zügen in Deutschland gab es zuerst einen Aprilscherz in der Aprilausgabe der Zeitschrift Eisenbahn-Kurier, als ausgeführt wurde, das die DB nicht genügend ICE habe und deshalb TGV der SNCF angemietet werden müssen. Diese TGV sollten in ICE-Lackierung mit dem Schriftzug ZVHG eingesetzt werden ...

Die DB hatte einen Werbespot geschaltet, indem zuerst die dunkle Halle des ICE-Werkes in Hamburg-Eidelstedt zu sehen war, anschliessend wurde der ICE-Zug automatisch aufgerüstet und als der Triebfahrzeugführer zum Dienst kam wurde er im Führerstand des ICE mit den Worten begrüsst "Guten Morgen Helmut, wir können abfahren".

Herbst 1992 - In den Herbstmonaten 1992 wurde sehr viel über den Bau eines Frankenstein-Basistunnels berichtet. Dieser Tunnel sollte unter Umgehung von Probstzella und Ludwigsstadt die Strecke über den Frankenwald erheblich verkürzen. Nach letzten Informationen war dieses Projekt ad acta gelegt worden. Dafür wurde eine Projektstudie für eine ICE-Neubaustrecke über den Thüringer Wald von Erfurt über Schweinfurt nach Nürnberg in Auftrag gegeben. Als Anschluss wird zur Zeit auch die Strecke von Berlin über Halle bzw. Leipzig für eine Geschwindigkeit von 160 km/h ausgebaut.

Herbst 1993 - Im Herbst des Jahres trafen sich einige Eisenbahnfreunde aus Ost und West auf dem Bahnhof Berlin-Lichtenberg. Unter den "Ossi´s" wurde dann bei jeder neu ankommenden Lok die lästerhafte Frage gestellt "ob se denn schon Kekse hat ?" Daraufhin fragte eine Weile später einer der "Wessi´s" "Was meint Ihr eigentlich mit den Keksen ?" Als erstes erfolgte ein dröhnendes Gelächter - der Fahrdienstleiter des Stellwerkes B 6 schaute aus seinem Fenster - was ist denn da los ? Und daraus ergab dann sich die kuriose Situation, das die "Ossi´s" einem "Wessi" erklären mussten was denn ein Bundesbahnkeks ist ...

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letzte Änderung: 03.07.2019 

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