zum Brand im Verkehrsmuseum Nürnberg

in der Nacht vom 17. zum 18. Oktober 2005

die Einsatzmeldungen

der Feuerwehr Nürnberg Presseberichte Jahrgang 2005:

Einsatzbilanz der letzten Nacht (Großfeuer zerstörte historische Züge) 17.10.2005

GOSTENHOF (bfn) - Ein Großbrand und mehrere Paralleleinsätze fordern die Einsatzkräfte der Feuerwehr Nürnberg bis an ihre Leistungsgrenze

Ein Großbrand mit zweistelligem Millionenschaden und zwei leichtverletzten Feuerwehrmännern, eine schwerverletzte Fahrerin nach einem Verkehrsunfall und eine Frau mit leichter Rauchgasvergiftung ist die Schadensbilanz der Feuerwehr Nürnberg in dieser Nacht in der Zeit von 20:00 Uhr bis cirka 03:30 Uhr.

Gegen 20:00 Uhr wurden die ersten Einheiten zum Brand einer etwa 1.500 Quadratmeter großen Halle der Deutschen Bahn AG unter der Jansenbrücke in Sündersbühl gerufen. Ein weithin sichtbarer Feuerschein und eine starke Rauchentwicklung bei der Anfahrt ließ nichts Gutes erwarten: beim Eintreffen der Einsatzkräfte detonierten in der in voller Ausdehnung brennenden Halle nacheinander insgesamt acht Azetylengasflaschen. Flugfeuer (das sind durch die Thermik in die Luft geschleuderte brennende oder glühende Gebäudeteile) prasselte auf die Einsatzbeamten nieder und wurde durch die Luftströmung in die angrenzenden Wohngebiete und Bahnstrecken getragen. Direkt angrenzende Gebäude der Bahn und in der Nähe abgestellte Lokomotiven, waren akut durch eine zu erwartende Brandausbreitung gefährdet.

Wegen dieser Lage wurden sofort insgesamt rund 80 Einsatzkräfte von allen fünf Wachen der Berufsfeuerwehr, die benachbarte Werkfeuerwehr Quelle und 120 Kräfte der freiwilligen Feuerwehren zum Einsatz gebracht: In Folge des immensen Löschwasserbedarfs wurden zwei 1.000 Meter lange Schlauchstrecken von der Pegnitz herangeführt. Löschfahrzeuge durchsuchten die Wohngebiete wegen möglicher Sekundärbrände aufgrund des Flugfeuers. Schadstoffmessungen wurden durchgeführt, zeigten aber glücklicherweise, dass nicht zu letzt wegen der guten Wetterverhältnisse, keine Gefährdung für die umliegenden Gebiete vorlag. An der Brandstelle selbst erfolgte ein massiver Löschangriff: Zu Spitzenzeiten wurden rund 8.000 Liter pro Minute Wasser und 1.500 Liter pro Minute Schaumlöschmittel eingesetzt. Mit Erfolg, denn die direkt an den Lokschuppen angrenzenden Gebäude und einige Schienenfahrzeuge konnten noch vor den Flammen bewahrt werden. Für 15 historische Lokomotiven in der Halle, darunter der Nachbau des "Adler", kam allerdings jede Hilfe zu spät. Sie brannten total aus und wurden unter der brennend herabstürzenden Dachkonstruktion begraben. Dabei entstand ein mehrstelliger Millionenschaden. Zwei Feuerwehrmänner wurden beim Einsatz leicht verletzt. Gegen 23:30 Uhr war der Brand unter Kontrolle und es konnte mit den Nachlöscharbeiten begonnen werden. Der Bahnverkehr Nürnberg-Erlangen und Nürnberg-Würzburg wurde wieder aufgenommen. 40 Polizeibeamte, 50 Kräfte des Sanitäts- und Rettungsdienstes, 20 THW-Helfer und Mitarbeiter der Bahn unterstützten die Arbeit der Feuerwehr. Bürgermeister Horst Förther verschaffte sich vor Ort selbst ein Bild der Lage bei der Einsatzleitung. Die Brandursache wird von der Kriminalpolizei ermittelt.

Die Nachlöscharbeiten werden noch bis in die Morgenstunden andauern. Mit Verkehrsbehinderungen auf der Jansenbrücke aufgrund des Einsatzes ist nicht mehr zu rechnen. Im Bahnverkehr kann es zu leichten Verzögerungen kommen, da die Züge aus Sicherheitsgründen noch mit verminderter Geschwindigkeit an der Einsatzstelle vorbeifahren müssen.

Da bei diesem Einsatz die im Dienst befindlichen Berufsfeuerwehrkräfte schnell gebunden waren, mussten zur Absicherung des Stadtgebietes einerseits, die nicht zur Einsatzstelle alarmierten freiwilligen Feuerwehren in Alarmbereitschaft versetzt und 50 dienstfreie Einsatzbeamte der Berufsfeuerwehr einberufen werden. Somit konnten die Reservefahrzeuge der Wachen besetzt werden, damit die Wachbezirke zumindest mit "Rumpfbesatzungen" geschützt werden konnten. Wie sich herausstellen sollte, nicht ohne Grund:

Bis 03:30 Uhr mussten die Einheiten zu drei Brandmelderalarmen ausrücken, die sich glücklicherweise als Fehlalarme herausstellten.

Gegen 22:00 Uhr wurden Kräfte der Berufs- und freiwilligen Feuerwehr zu einer Rauchentwicklung nach Worzeldorf gerufen. Aus noch ungeklärter Ursache vergaß eine Mieterin im Dachgeschoss einer Reihenhaussiedlung das Essen auf dem eingeschalteten Herd. Die starke Rauchentwicklung wurde von Nachbarn bemerkt, die sofort die Feuerwehr alarmierten. Von der Feuerwehr wurden fünf Bewohner aus dem verrauchten Treppenraum gerettet. Eine weibliche Person wurde dem Rettungsdienst zur Behandlung übergeben. Die Wohnungstüre wurde mit dem Sperrwerkzeug geöffnet und ein Trupp unter Atemschutz entfernte das Essen vom Herd. Der Treppenraum wurde druckbelüftet und das Dachgeschoss mittels der Drehleiter kontrolliert.

Um 23:30 Uhr wurde die Feuerwehr zu einem Verkehrsunfall in Schweinau gerufen. Ein PKW kollidierte an der Anschlussstelle Kleinreuth mit einem LKW, durchbrach die Leitplanke und schleuderte in den Diebsgraben. Die schwer verletzte Fahrerin wurde vom Notarzt versorgt. Resteinheiten der Feuerwache 1 und der Feuerwache 4 führten die technische Rettung durch. Die Patientin wurde von der Feuerwehr mit der Schaufeltrage schonend aus dem PKW gerettet und zum Rettungswagen verbracht.

Auslaufende Betriebsstoffe wurden aufgefangen. Mit der Seilwinde vom Rüstwagen wurde der PKW aus dem Graben gezogen. Die Verkehrspolizei übernahm die Ermittlung der Unfallursache.

 

Polizei: Feuer im Museums-Lokschuppen brach nach Schweißarbeiten aus

Unschätzbare Werte zerstört

Polizei: Feuer im Museums-Lokschuppen brach nach Schweißarbeiten aus

NÜRNBERG (Eig. Ber./bhd/ars) — Das Großfeuer im Lokschuppen des Museums der Deutschen Bahn, das 24 historische Schienenfahrzeuge zerstört hat, ist vermutlich durch Schweißarbeiten am Dach ausgelöst worden.

Wenige Stunden vor dem Brand hatten Arbeiter auf dem Fachwerkgebäude Teerbahnen mit Gasbrennern verschweißt, ermittelte die Polizei. Wie bereits in einem Teil unserer Auflage berichtet, hat das Feuer ein Fünftel der Lok- und Wagensammlung des DB-Museums vernichtet. Darunter ist auch ein fahrtüchtiger Nachbau des „Adler“ aus dem Jahr 1935, in Erinnerung an die erste deutsche Eisenbahn hundert Jahre zuvor.

Museumschef Jürgen Franzke schätzt den materiellen Schaden auf einige Millionen Euro, historisch betrachtet seien aber „unschätzbare Werte vernichtet“ worden. Zu den unwiederbringlichen Unikaten zählt das letzte Exemplar einer bis 1959 gebauten Dampflok. Am Tag nach dem Brand versammelten sich Hunderte Schaulustige an dem Areal neben der Jansenbrücke im Westen Nürnbergs. Etliche Eisenbahn-Fans weinten angesichts der ausgeglühten Stahlkolosse. Das Feuer war am Montagabend in dem Schaudepot ausgebrochen und hatte sich rasend schnell ausgebreitet. Zusätzliche Nahrung bekamen die Flammen in dem Fachwerkgebäude durch Schmierstoffe und Treibstoff. Eine Diesellok und etliche Gasflaschen explodierten. Trümmer und glimmende Teile flogen Hunderte Meter weit. Die angrenzende Bahnstrecke Nürnberg—Würzburg, der Frankenschnellweg und die Jansenbrücke mussten deshalb für Stunden gesperrt werden. (Kommentar Seite 2, Reportage Seite 3)

Nürnberg – Ein Großbrand in einem Schaudepot des Nürnberger Museums der Deutschen Bahn (DB) hat in der Nacht zum Dienstag unschätzbare Werte der deutschen Bahngeschichte vernichtet. Insgesamt seien 24 historische Loks und Wagen Opfer der Flammen geworden, berichtete Museumsleiter Jürgen Franzke.

„Nürnberg war unser bundesweit wichtigstes Depot“, stellte der Museumschef fest. Das Feuer habe ein Fünftel der Lok- und Wagensammlung des DB-Museums zerstört. Die Ursache des Brandes sei noch unklar.

Franzke schätzte den materiellen Schaden auf mehrere Millionen Euro. „Historisch betrachtet ist der Wert aber nicht zu beziffern“, fügte er hinzu.

Zu den ausgebrannten Exponaten gehöre beispielsweise ein original-getreuer Nachbau des „Adlers“ aus dem Jahr 1935, der ersten funktionstüchtigen Lokomotive Deutschlands. Das Museum besitze nur noch einen Nachbau aus den 50er Jahren, der nicht betriebsfähig sei. Dieser sei in dem vom Brand nicht betroffenen eigentlichen Museum in der Innenstadt ausgestellt.

Auch Bahnchef Hartmut Mehdorn sprach von einem schwer wiegenden Verlust für die Bahn. Besonders schwer wiegt nach Franzkes Einschätzung der Verlust der letzten von der Bundesbahn gebauten Dampflok, einer aus dem Jahre 1959 stammenden Lok der so genannten Baureihe 23. „Damit ist diese Baureihe total ausgestorben“, klagte der Museumschef. Eisenbahn-Fans zeigten sich unterdessen von den Folgen des Großbrandes erschüttert.

Ein entsprechendes Internet-Forum verzeichnete am Dienstag Rekordzugriffe. Museums-Chef Franzke kündigte an, man werde versuchen, einen Teil der zerstörten Fahrzeuge originalgetreu nachzubauen. „Die Pläne dafür sind vorhanden und auch bei der DB gibt es dafür Kapazität“, sagte er.

Unklar war am Dienstag, in welchem Umfang eine Versicherung für die Wiederherstellung der Loks und Wagen aufkommt.

Das Feuer war am Montagabend gegen 20 Uhr ausgebrochen und hatte sich nach Berichten von Feuerwehrleuten schnell auf die gesamte 1500 Quadratmeter große Halle ausgedehnt. Zusätzliche Nahrung hätten die Flammen durch Schmierstoffe und den in einigen Tanks befindlichen Diesel erhalten. Eine Diesel-Lok sei regelrecht explodiert.

Der Einsatz der 200 Feuerwehrleute sei dadurch erschwert worden, dass Hitze und Gasflaschen-Explosionen Trümmerteile in die Umgebung geschleudert hätten.

Der in der Nähe verlaufende Bahnverkehr zwischen Nürnberg und Erlangen sowie Nürnberg und Würzburg war für rund dreieinhalb Stunden bis kurz vor Mitternacht unterbrochen. Auf Grund des starken Rauchs sperrte die Polizei auch Teile einer am Brandort vorbeiführenden Innenstadt-Autobahn. Auch eine Brücke war für rund sieben Stunden nicht passierbar.

In dem Lokschuppen waren nach Angaben der Museums-Leitung vor allem Loks und Wagen untergebracht, für die in der Wagenhalle des rund drei Kilometer entfernten DB-Museums kein Platz mehr war.

 

letzte Änderung: 13.11.2021  

die Pressemittelung der DB-AG

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