die Eisenbahn in der Lyrik

Weg einer Lokomotive

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Auf den Nebengleisen der Vergangenheit stehen die ausrangierten Lokomotiven

die einst grünes Geäst oder ein helles Weizenfeld streiften

Lokomotiven die vor einem roten Signal erschraken, daß ihre Bremsen aufkreischten

 

Eines Tages - eine Lokomotive finde ich auf einem Spielplatz

Kein Rad mehr bewegt sich an ihr, aber ich sehe die Kinder die schwenken

weiße Wimpel des Abschieds die fahren sorglos mit ihr davon ...

 

Ulrich Grasnick

Oben und Unten

(von Kurt Tucholsky, 1930)

 

Im Stellwerk wachen in der Nacht - Marsch - Marsch ! Zehn Stunden Dienst gemacht.

Die schweren Hebel in der Hand, Hitze und Zugwind im Führerstand.

Im Bauch kalten Kaffee - im Kopf das Signal ...

 

das macht das Unterpersonal.

Hingegen:

Verfügungen schmieren, wie die dienstlichen Mützen auf dem Proletenkopf sollen sitzen.

Nur die eigene Behörde kennen, sich gegenseitig zum Geheimrat ernennen.

Vom grünen Tisch den gemeinen Haufen regieren, dass sie alle in Akten versaufen ...

Auf „Wersalljes“ schimpfen ... aufs Material.

 

Das macht das Oberpersonal.

 

Den Kopf hinhalten vor Gericht, Maul halten, wenn der Richter spricht.

Die Brust hinhalten, wenn es sprüht, undichtes Rohr ... der Dampf verbrüht.

Ein heisser Strahl ... weg ins Spital. So fünfzig-, hundert-, tausendmal.

 

Das macht das Unterpersonal.

Hingegen:

Intriguieren und Organisieren, Pragraphieren und Reglemtieren,

geht es bei Katastrophen ans Leben, sich „persönlich an den Schauplatz begeben“,

an Vorschriften und Verfügungen polken, (wie ein Mond leuchtet „Dorpmüller“ aus den Wolken).

Für die anderen Kommiss, für sich sozial.

 

Das macht das Oberpersonal.

Wir rufen ihm zu, wie es da ist, ein Signal das keiner vergisst:

Abfahren, Abfahren, Abfahren !

 

"Wersalljes" - Vertrag von Versailles / "Dorpmüller" - Vorstand der damaligen Deutschen Reichsbahn

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